Die 12. Klasse und ihr Klassenspiel

Einer flog über das Kuckucksnest – Theaterspiel der 12. Klasse der Blote Vogel Schule

Wir, die 12. Klasse der Blote Vogel Schule Witten, bereiten derzeit, als Teil unseres Künstlerischen Abschlusses, ein Theaterstück vor – „Einer flog übers Kuckucksnest“ nach der freien Fassung von Dale Wasserman. Das pädagogische Ziel der gemeinsamen Erarbeitung und Umsetzung dieses Theaterstücks ist, die Klassengemeinschaft mit all ihren individuellen Schülern und Schülerinnen im letzten künstlerischen Jahr zusammen zu erleben. In diesem Prozess sucht sich anfangs jeder Schüler eine passende Rolle, in welcher er sich verwirklichen kann, um am Ende seine erlernten Fähigkeiten erweitern und darzustellen zu können.

Die 12. Klasse – der Abschluss
Die Waldorfpädagogik nach Rudolf Steiner ist auf 12. Jahre angelegt und endet mit dem Künstlerischen Abschluss. In der 13. Klasse machen die Schüler ihr zentrales Abitur. Das 12. Schuljahr ist das Ende einer durch künstlerischen und handwerklichen Unterricht geprägten Zeit und wird mit verschiedenen Projekten abgeschlossen, dazu zählen ein Klassenspiel, eine Abschlussarbeit, eine künstlerische Bühnenshow sowie eine abschließende Klassenfahrt.

Die Abschlussarbeit
Die Abschlussarbeit umfasst eine Ausarbeitung eines Thema im Zeitraum von 6 Monaten. Das Thema kann vom Schüler frei gewählt werden. Die Erwartungen umfassen – neben einem schriftlichen Teil – einen praktischen Teil. Die gesamte Arbeit sollte angemessen und individuell gestaltet werden, wobei die Strukturierung und Ausarbeitung jedem Schüler selbst überlassen ist. Im Rahmen einer mündlichen Vorstellung vor Mitschülern, Lehrern und Interessierten wird die Arbeit abgeschlossen.

Der Künstlerische Abschluss
Im Rahmen des Künstlerischen Abschlusses stehen Erarbeitungen im Bereich der Musik, Eurythmie und Kunst im Vordergrund. Mit der Vorstellung von selbst erarbeiteten Kunstwerken, Eurythmie-Stücken und musikalischen Darstellungen füllen die Schüler ein Bühnenprogramm, welches die Klasse ganz persönlich darstellt.

Die Klassenfahrt
Über das ganze Schuljahr sammeln die Schüler und Schülerinnen bei schulischen Veranstaltungen Geld für ihre abschließende Klassenfahrt. Jährlich geht diese für 14 Tage nach Griechenland, wo historische und künstlerische Sehenswürdigkeiten besichtigt werden. Die Griechenlandfahrt ist die letzte gemeinsame Fahrt der Klasse.

Das Klassenspiel
Das Klassenspiel in der 12. Klasse erfüllt nicht nur den pädagogischen Sinn der Zusammenarbeit und so der Entstehung einer gemeinschaftlichen eigenen Arbeit, in die sich jeder Mitschüler einbringen und mit der er sich identifizieren kann, sondern bietet auch die Möglichkeit, in einem ganz anderen Sinne aus sich heraus zu kommen und weiter zu entwickeln. Die Stückwahl ist ein Prozess welche die Schüler mit dem Regisseur und den Klassenbetreuern zusammen erarbeiten und entscheiden. Die Themen entsprechen dabei den Interessen der Schüler und Schülerinnen, um ein möglichst perfektes und persönliches Stück am Ende darstellen zu können. Die Vorbereitungszeit setzt sich aus 6 Wochen Geamtprobenzeit zusammen, wobei 2 Wochen eine Intensivprobenphase bilden.
In diesem Jahr fiel die Wahl des Stückes auf „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Dale Wassermann. Thematisch handelt das Stück von Freiheit und Lebensfreude, beides wichtige Themen in der Klasse. Mit Hilfe von unseren Klassenbetreuern Niclas Kohl (Sportlehrer) und Kambiz Djalali (Geschichts- und Französischlehrer) und dem engagierten Theaterpädagogen und Regisseur Gabriel Schunck erhoffen wir uns, ein bewegendes und zum Nachdenken anregendes Theaterstück zu erarbeiten.

Der Inhalt
Eine Nervenheilanstalt irgendwo im pazifischen Nord-Osten der USA beherbergt Chief Bromden, einen riesigen, stiermuskeligen Indianer. Er zählt zu den chronischen Patienten, da er sich schon länger in der Anstalt aufhält. Unter all den Patienten unterscheiden die Schwestern in „chronisch“, „akut“ und „Gurken“ – welches die rein vegetierenden Person beschreibt. Das Ganze wird unter der eisernen Hand von Stationsschwester Ratched geführt.
Die Ordnung wird durch einen Neuzugang, den reizvollen Spieler und Frauenheld MacMurphy gestört, welcher sich vor Gericht als verrückt erklären ließ, um einer Haftstrafe zu entgehen. Von Anfang an trotzt MacMurphy dem Regiment der „Großen Schwester“ und fordert die Kranken spaßeshalber immer wieder auf, gegen die Regeln zu verstoßen. So werden die schematischen und akribisch vorbereiteten Gruppensitzungen der Schwestern zum Aufruf McMurphys zu mehr Selbstbewusstsein und Lebensfreude.
Besonders seinem Bettnachbar Chief versucht er aus seiner Psychose – der Vorstellung in einem Nebel zu leben, wo niemand ihn bemerkt – zu helfen. Durch immer mehr mehr Herausforderungen und Regelverstöße McMurphys eskaliert der Streit zwischen ihm und Stationsschwester Rached. Ihre Geduld ist am Ende und sie lässt ihn mit der gefürchteten Elektroschocktherapie behandeln. Sichtlich geschädigt kommt er zurück und tut so, als hätte ihm die unmenschliche Behandlung nicht geschadet.
Nach diesem Ereignis zieht er sich bei der Gruppentherapie zurück und ihm wird bewusst, dass die anderen freiwillig in der Anstalt sind, im Gegensatz zu ihm. Jedoch motiviert er weiterhin die Männer, ihr Anderssein zu akzeptieren und ihren Platz in der Welt zu finden. Nachdem McMurphy von den anderen überzeugt wurde, dass sein Kampf gegen die Schwestern aussichtslos ist, entscheidet er sich zur Flucht. Bevor er geht möchte er seinen unerfahrenen Freunden eine ordentliche Party veranstalten. Diese artet durch eingeladene Mädchen und viel Alkohol aus und dadurch verschläft McMurphy am nächsten morgen seine Flucht. Er hat seine letzte Chance verpasst und als seine Freunde für die vergangene Nacht zur Rechenschaft gezogen werden, greift er Miss Ratched körperlich an, die daraufhin eine Lobotomie für McMurphy durchsetzt. Der Anblick des reglosen Körpers McMurphys bringt Bromden zu dem Entschluss, ihn zu erlösen. Er ist sich sicher, dass McMurphy dieses Leben so nicht gewollt hätte und daraufhin erstickt er ihn. Der prägende Gedanke an den Verstorbenen und dessen Vorsätze gibt Bromden den Mut, die Anstalt zu verlassen und er flieht in seine Heimat.

Daten
Unser Klassenspiel „Einer flog über das Kuckucksnest“ wird von uns an drei verschiedenen Tagen inszeniert. Am Freitag (30.9.2016) und Samstag (1.10.2016) jeweils um 20 Uhr, am Sonntag (2.10.2016) um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, jedoch würden wir uns über eine Spende am Ausgang freuen.

Text: Liliana Seidl und Iva Zöllner